Bergwerksgesellschaft Hibernia

Der nachfolgende Text stammt aus dem Archiv des Bergbaumuseums Bochum.

( Bestand 32 Bergwerksgesellschaft Hibernia AG, Herne;

 Laufzeit: 1846 - 1983 )

Die Bergwerksgesellschaft Hibernia geht auf zwei Gesellschaften zurück:

- die 1854 von William Thomas Mulvany gegründete Gewerkschaft

  Hibernia und

- die fiskalische Bergwerks-AG Recklinghausen

W.T. Mulvany
W.T. Mulvany

 

Wie der Repräsentant der Gewerkschaft, W.T. Mulvany, stammen auch die übrigen Arbeiter zum großen Teil aus Irland. 1857 gründeten sie die Gewerkschaft Shamrock, deren Repräsentant ebenfalls W.T. Mulvany wurde. Beide Gewerkschaften wurden am 6.März 1873 in die neu gegründete Hibernia und Shamrock Bergwerksgesellschaft eingebracht.

Thomas Mulvany übernahm den Aufsichtsratsvorsitz bis zu seinem Todes 1885. Am 25. November 1887 wurde die Gesellschaft, die ein Jahr zuvor die 1857 gegründete Gewerkschaft Wilhelmine Victoria hinzugekauft hatte, umbenannt in Bergwerksgesellschaft Hibernia. 1893 war sie nach der Harpener Bergbau-AG und der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) die drittgrößte Gesellschaft des Ruhrreviers.

1898 erfolgt der Ankauf der Zeche Schägel & Eisen, deren Berechtsame 1900 nach Norden und Nordosten durch den Erwerb der Felder "Vereinigtes Deutschland, Reichskanzler und Deutscher Kronprinz" vergrößert werden konnten. Nach Osten wuren die Berechtsame 1903/1904 durch den Ankauf der 1873 gegründeten Gewerkschaft General Blumenthal in Recklinghausen erweitert. Nach dem Ankauf der Zeche Alstaden 1904 verfügte die Gesellschaft über elf Schachtanlagen mit 27 Schächten und fast 18.000 Beschäftigten.

Als der preußische Staat 1904  27,5 Mio. Mark des inzwischen auf 53,5 Mio. Mark aufgestockten Kapitals der Gesellschaft erwarb, beschloss die Generalversammlung qm 27. August 1904 eine Kapitalerhöhung auf 60 Mio. ark unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre und am 4. dezember 1904 eine weitere Erhöhung um 10 Mio. Mark Vorzugsaktien, um eine weitere Überfremdung auzuschließen. Der in die Minderheit gedrängte Bergfiskus erhob zwar im Februar 1907 Klage gegen diese Beschlüsse beim Bochumer Landgericht, die jedoch ebenso wie die anschließenden Berufungsklagen bei Oberlandesgericht Hamm (September 1907) und beim Reichsgericht (6. März 1908) abgewiesen wurden. Die zwangswirtschaftlichen Maßnahmen im Ersten Weltkrieg er- möglichten dem Fiskus den Erwerb der restlichen Aktion der Hibernia.

Am 26. Februar 1917 wurde der Übergang der Gesellschaft in Staatsbesitz sanktioniert, der alte Aufsichtsrat legte daraufhin sein Mandat nieder.

Im März 1902 hatte der Bergfiskus, dessen Besitz in Westfalen bis dahin auf das Steinkohlebergwerk Ibbenbüren beschränkt war, eine Reihe von Grubenfeldern und die Gewerkschaft Ver. Gladbeck aus dem Besitz von August Thyssen erworben. Die Anlagen diser Gewerkshaft, Thyssen und Professor, wurden umbenannt in Möller-Schächte und Rheinbaben-Schächte. 1903 wurde die Gewerkschaft Ver. Gladbeck aufgelöst und ihre Zechen der neu gebildeten Kgl. Preußischen Bergwerksdirektion Recklinghausen verlegt. Zwischen 1903 und 1908 setzte eine rege Neubautätigkeit ein:

- 1903 wuren die Zechen Bergmannsglück und Waltrop angelegt,

- 1907 die Zeche Westerholt und

- 1908 die Zechen Scholven und Zweckel.

Mit Wirkung vom 1. Januar 1926 wurde die Bergwerksdirektion Recklinghausen zusammen mit der Zechenbahn- und Hafen-verwaltung in die Bergwerks-AG Recklinghausen eingebracht, die in Personalunion mit der Hibernia geführt wurde.

Am 5. Juni 1935 wurde beide Gesellschaften zur Bergwerks-gesellschaft Hibernia AG vereinigt, der nun nach der GBAG größten Gesellschaft des Ruhrreviers.

Aufgrund der Durchführungsverordnung Nr. 25 zum Gesetz Nr. 27 der "Alliierten Hohen Kommission" wurde die Bergwerksgesellschaft Hibernia AG am 6. Oktober 1954 unter Einbringung der alten Bergwerksgesellschaft Hibernia und der am 5. Oktober 1954 umgebildeten Emscher-Lippe-Bergbau-AG neu gegründet. Das gesamte Grundkapital ging in den Besitz der Vereinigte Elektrizitäts- und Bergwerks-AG (VEBA) über.

Der Bergwerksbesitz der Hibernia umfasste neun Bergwerksdirektionen:

- Samhrock, Herne (Zeche Shamrock 1/2 und Zeche Shamrock 3/4)

- Waltrop, Waltrop (Zeche Waltrop)

- General Blumenthal, Recklinghausen (Zeche General Blumenthal)

- Schlägel & Eisen, Herten (Zeche Schlägel & Eisen)

- Buer, Gelsenkirchen-Buer (Zeche Bergmannsglück und Zeche

                                            Westerholt)

- Wilhelmine Victoria, Gelsenkirchen (Zeche Wilhelmine Victoria)

- Zweckel, Gladbeck-Zweckel (Schachtanlage Zweckel und

                                               Schachtanlage Scholven)

- Gladbeck, Gladbeck (Zeche Möller und Zeche Rheinbaben)

- Alstaden, Oberhausen (Zeche Alstaden)

Nach Gründung der Ruhrkohle AG (RAG) ging 1969 der gesamte Steinkohlebergbau der Hibernia (und von Mathias Stinnes) auf sie über. 1970 erfolgte die Umwandlung der Hibernia auf die VEBA, die ihren Verwaltungssitz von Herne nach Düsseldorf verlegte. Die Kraftwirtschaft der Hibernia wurde rechtlich verselbständigt in der VEBA Kraftwerke Ruhr.